Taekwondo - der BSV Friedrichshafen bei Olympia in Peking

 22. August 2008

Taekwondo-Kämpfer Daniel Manz

Der moralische Sieger trauert

Ein umstrittener Punkt zum 3:4 acht Sekunden vor Schluss des kleinen Finales hat den Taekwondo-Kämpfer Daniel Manz aus Friedrichshafen um die Bronzemedaille gebracht. „Daniel ist die Medaille gestohlen worden. Das war nie und nimmer ein Punkt“, wetterte Männer-Bundestrainer Waldemar Helm.

Fassungslos kniete Daniel Manz sekundenlang auf der Matte, während das Volk – die 6000 Zuschauer – jubelte. China betrachtet Taiwan noch immer als seinesgleichen, und dass Taiwans Weltmeister Sung Yu-Chi, der Top-Favorit in der 68-Kilo-Klasse, den Rivalen aus Deutschland besiegte, war, als ob einer der Ihren Bronze gewonnen hätte.

Daniel Manz dagegen trauerte. Seit Monaten hatte er nur noch Olympia und Taekwondo im Sinn. Die fünf Ringe hat er sich auf die Schulter tätowiert, und auf seinem I-Phone zeigt er jedem stolz den Bauplan für das neue Teakwondo-Leistungszentrum in Friedrichshafen neben der Arena. Gestern aber war er nur noch enttäuscht. In allen Kämpfen war er nervenstark, aggressiv, wild entschlossen gewesen, am Ende aber kam der Rückschlag. „Das muss ich erst mal verarbeiten“, sagte der 20-Jährige und zog sich zurück, während Waldemar Helm außer sich war: „Das Publikum hat für den entscheidenden Heimvorteil gesorgt. Wir sind ein Sport der Tatsachen-Entscheidungen und der menschlichen Fehler: Heute hat es uns ganz bitter getroffen. Ich habe mindestens zwei Treffer weniger bei Sung gesehen und zwei mehr bei Daniel. Er hat den Kampf klar bestimmt.“

Noch immer hat sich beim Taek-wondo – im Gegensatz zum Fechten – die technische Anzeige von Treffern nicht durchgesetzt. Kampfrichter entscheiden, wer trifft und wer nicht. Sung konnte sich nicht beschweren. Achtzehn Sekunden vor Ende führte er einigermaßen schmeichelhaft mit 3:2. Manz glich aus, doch auch die allerletzte Attacke des Weltmeisters acht Sekunden vor Ende war für drei der vier Mattenrichter punktwürdig.

Die Deutschen mussten sich mit dem moralischen Sieg begnügen. „Daniel hat hier eine erstklassige Leistung abgeliefert. Er hat große Nervenstärke bewiesen, zwei Kämpfe gewonnen und den entscheidenden eigentlich auch. Er ist erst 20 Jahre alt und wird in vier Jahren wiederkommen. Dann steht er ganz oben auf dem Siegerpodest“, sagte Helm trotzig.

In Runde eins hatte Manz den Kirgisen Abduraim Rasul 1:0 besiegt, danach verlor er gegen den Ex-Weltmeister und späteren Silber-Gewinner Mark Lopez (USA) mit 1:3 nach Abzug eines Strafpunkts. Den Afghanen Nesar Ahmad Bahave schlug er mit 4:3. „Am Ende muss ich akzeptieren, dass die Schiedsrichter das Sagen haben. Mein Ziel waren die Top 8, das hab’ ich erreicht. Und mit den Erfahrungen, die ich hier machte, kann ich in London sehr weit kommen.“

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21. August 2008

Olympia Peking Taekwondo

Daniel Manz verliert Bronze-Kampf
Peking, 21. August 2008  - Der verlorene Kampf um Bronze von Daniel Manz hat Taekwondo-Trainer Waldemar Helm in Rage gebracht. «Das ist eine gestohlene Bronzemedaille», schimpfte der Männer-Bundestrainer nach dem kleinen Finale in der 58-Kilo-Klasse. «Der Heimvorteil hat den Ausschlag gegeben.»

Kurz zuvor hatte sein Schützling aus Friedrichshafen gegen Weltmeister Sung Yu-Chi aus Taiwan umstritten mit 3:4 verloren. Acht Sekunden vor Kampfende erhielt der von 6000 Chinesen gefeierte Landsmann den Siegpunkt zugesprochen. Manz stürzte aus der Halle und wollte das Ergebnis nicht kommentieren. «Das muss ich erst verarbeiten», rief er und entschwand. Das Reden überließ er seinem Trainer.

  Der Deutsche Daniel Manz (r) gratuliert Sung Yu-Chi aus Taiwan zur Bronzemedaille.

«Daniel war besser», zürnte Helm. «Mindestens zwei Punkte hätte er mehr bekommen müssen, der Taiwaner dagegen einen weniger.» Der Coach zollte seinem Schützling Anerkennung. «Er ist psychisch sehr stark. Ihm gehört die Zukunft. In vier Jahren macht er eine Medaille.» Noch haben die deutschen Athleten eine Chance, das zweite olympische Edelmetall acht Jahre nach der Silbermedaille durch den Offenbacher Faissal Ebnoutalib in Sydney zu erobern. In der Klasse bis 67 Kilogramm tritt Europameisterin Helena Fromm an.

Der mitunter drollig anmutende Kampfsport, bei dem die Rivalen wie Aufzieh-Hasen über die Matte hüpfen und sich mit blanken Füßen vorzugsweise in den Bauch, mitunter aber auch in den Hintern oder ins Gesicht treten, hat ein großes Manko: Die Punktevergabe gibt Rätsel auf und entbehrt einer objektiven Grundlage. Klare Körper- oder Kopftreffer werden von den vier Punktrichtern gelegentlich ignoriert. Sportler fühlen sich nicht selten verschaukelt. Dass beim Taekwondo bald die elektronische Treffererfassung ähnlich wie beim Fechten Einzug halten wird, sieht Manz deshalb als große Erleichterung an. «Es wird Zeit. Es muss gerecht zugehen», sagte er.